Die Fotografie von Thomas Kläber
Wenn man von Thomas Kläber spricht, verbindet man damit zuallererst die Kenntnis seiner großen Serie Landleben. Der umfangreiche Zyklus, der mit der Diplomarbeit an der Leipziger Hochschule für Grafik und Buchkunst begann und sich weit über die 1990er Jahre erstreckte, war lange Zeit so etwas wie ein Markenzeichen des Fotografen. Von Landleben bis zu den verschiedenen Porträtspielarten von Heute verdichten sich die über Jahre reichenden dokumentarischen Aufnahmen zu einer großen sozialen Erzählung, die in eindrücklicher Bildlichkeit und mit ihrem Hintersinn der Wortgewalt und Gestaltungskraft des erzählenden Realisten Erwin Strittmatter verwandt ist – eine Erzählung, in der das Land Leute schafft, was als kultureller Befund gilt und zur Kunstform deklariert wird. Der unpathetische Blick, die komplexe Spurensuche und die Ergründung bestimmter Lebenszusammenhänge von real existierenden Individuen könnte man auch als konzeptionellen Umgang mit sozialdokumentarischer Fotografie beschreiben, einer Fotografie, deren Sinnsetzung aber deutlich über das soziale Engagement hinausreicht. Richtig ist, dass Thomas Kläber auf das setzt, was er vorfindet. Genauso richtig ist, dass bei der Wiedergabe der vorgefundenen Wirklichkeit der künstlerische Ausdruck Vorrang hat. Beides steht im Dienst einer Qualität, die auf Erkenntnis gerichtet ist, auf fotografische Erfassungen des von Tradition und Erneuerung gleichermaßen durchdrungenen Lebens auf dem Lande.
Herbert Schirmer, Kunstwissenschaftler